Das neue Museum des Textildrucks in Dvůr Králové
in der tschechischen Republik wurde erst vor kurzem eröffnet. Nachdem ein anderes Textil Museum in Česká Skalice vor einigen Jahren zugemacht worden ist, kamen viele Exemplare von dort eben in dieses neue Museum. (Übrigens habe ich damals über das ehemalige Textil Museum hier auch einen Blogbeitrag veröffentlicht). Nun also eine Neuauflage! Ein Glück, dass mir unser Freund, der Formstecher Milan Bartos aus Dvůr Králové darüber neulich erzählt hat. Vor wenigen Wochen hat er uns bei diesem Museums Besuch auch begleitet. Und es hat sich wirklich gelohnt!
Nach dem Beitrag über die Damast Weberei kommt jetzt also der Textildruck
als Beitrag an die Reihe. Auch in der Wirklichkeit muss man ja den Stoff zuerst weben und erst dann kann man ihn bedrucken. Und gerade in diesem Museum des Textildrucks kann man darüber sehr viel erfahren. Denn, wie allgemein bekannt, gibt es nicht nur den handbedruckten Blaudruck. Den gab es ja durch die Jahrhunderte noch vor den ganzen industriellen Maschinen. Erst seit etwa 100 Jahren, also nach dem Ersten Weltkrieg, werden die meisten Stoffe maschinell bedruckt. Zum Glück ist der Blaudruck aber immer noch ein wenig da und es erinnert uns auch an die alten Zeiten der Handarbeit.
Die Nachricht über die Schließung des Museums in Česká Skalice
hat mich damals schon etwas überrascht und traurig gemacht. Ich dachte mir, schlimm genug, dass so viele Textilfabriken in den letzten 30 Jahren aus Mitteleuropa verschwunden sind. Warum muss auch noch so ein schönes Textilmuseum seine Türe schließen? Zum Glück war es aber nur für ein Paar Jahre, das Museum mit einer langen, komplizierten Historie und vielen Umzügen ist schließlich wieder in Dvůr Králové nad Labem gelandet. Hoffentlich dauerhaft! Nach der Corona Lockerung in Tschechien konnte es nun endlich seine Türen für die Besucher öffnen. Es war mir eine Ehre, als eine von den ersten Besuchern überhaupt dabei sein zu dürfen.
Dieses Textil Museum in Dvůr Králové
hat viele Ausstellungsexemplare aus Česká Skalice übernommen. Es ist aber keinesfalls identisch. Schon Die Räumlichkeiten sind anders. In Česká Skalice gab es viele kleinere Räume, hier ist alle Exponate in einer geräumigen Halle untergebracht. Zuerst kann man viele Infotafeln auf dem langen Flur studieren. Dann geht man rein in die große Halle. Gleich am Anfang der Ausstellung steht die legendäre Perrotine. Dank ihr und vielen parallel laufenden weiteren Entwicklungen später kann die Textilindustrie heute sehr billig (für mich viel zu billig) produzieren.
Die Perrotine
gehört wohl zu den ersten Maschinen in der Geschichte der Menschheit, die den Stoff mechanisch bedruckt haben. Es gibt sie eigentlich schon sehr lange. Ein Franzose Namens Perrot hat sie bereits am Ende des achtzehnten Jahrhundert konstruiert. Hier hat man ähnliche Formen, wie bei dem Blaudruck, benutzt, diese waren aber, statt quadratisch, schmal und länglich. So konnte man sie besser in diese Maschine einspannen. Die Perrotine steht aber nicht nur für die Anfänge der Textilindustrie, sondern auch für die Anfänge des Arbeiterkampfes für bessere Arbeitsbedingungen der Arbeiter. Über dieses Thema habe ich bereits im Beitrag über das Museum in Česká Skalice ausführlich berichtet. Daher kann ich mich heute mehr auf die anderen ausgestellten Exemplare konzentrieren.
Die gewebten, einfarbigen Stoffe
kann man mit verschiedenen Methoden bedrucken, die Entwicklung der Maschinen ist natürlich nicht bei der Perrotine stehen geblieben. Man wollte für die Stoffe auch das ganze Spektrum der Farben benutzen. Eine gängige Methode dafür ist auch der alt bewahrte
Der Siebdruck, anders gesagt auch Filmdruck.
Am Anfang, vor etwa hundert Jahren, hat man dafür flache Schablonen benutzt. Die Farbe wird hier durch die Öffnungen in der Schablone auf den untergelegten Stoff gepresst. Der Stoff muss auf dem langen Tisch akkurat aufgelegt und sogar leicht darauf aufgeklebt werden. Er darf sich bei der Arbeit nicht bewegen. Man muss auch immer genau auf die Passerzeichen achten. Jede Farbe wird mit einer anderen Schablone auf den aufgelegten Stoff nacheinander extra aufgetragen. Eine anspruchsvolle, echte Handarbeit! Übrigens arbeitet der Herr Fromholzer in seiner Textildruckerei bis heute genau so.
Etwa dreißig Jahre später hat man dann die Schablonen in eine Maschine horizontal eingespannt. So konnte man mit bis zu 24 Schablonen auf einmal viel zügiger arbeiten. Schließlich hat man die Schablonen auf Wälzen befestigt, da ging es noch schneller und man konnte die Stoffe sogar beidseitig bedrucken. Es gab viele Befestigungsmethoden der Schablonen. Ich will und kann hier aber nicht ins Detail gehen, denn ich denke, der interessierte Leser kann das Museum vielleicht selber besuchen. Er kann sich auch im Internet auf Seiten mit Textil Thematik weiter informieren. Der maschinelle Siebdruck ist heute weit verbreitet und wird zu verschiedenen Zwecken sehr viel benutzt.
Der Walzendruck
Eigentlich ist im Prinzip das maschinelle Bedrucken der Textilien dem Papier Bedrucken sehr ähnlich. Auch bei den Stoffen muss mit Hilfe bestimmten technologischen Raffinessen die Farbe auf den Stoff gebracht werden. In die Druckwalze wird das Muster entweder eingraviert, oder als Relief oben drauf gebracht. Diese Methode benutzt man natürlich auch heute noch. Es gibt auch einige verschiedene Methoden, wie man die Gravur auf die Walze bringt. Es gab spezielle große Abteilungen in den Textil Fabriken, wo man nur mit den Walzen beschäftigt war. Teilweise gab es dafür auch verschiedene Hilfsmittel und Maschinen. Schon das alles war eine Wissenschaft für sich. In der heutigen Zeit arbeitet man natürlich mit computergesteuerten Technik. Ich kann mir gut vorstellen, dass in diesem Bereich heute alles viel einfacher und schneller zu machen ist, als früher.
Es gab aber auch noch andere Möglichkeiten
den Stoff zu bedrucken, darauf wird in diesem Museum auch eingegangen. Diese Methoden haben aber meistens keinen richtigen Durchbruch auf dem Markt geschafft, sind in der Nische geblieben. Deswegen werde ich hier darauf nicht eingehen. Ferner werden auch hier, aber leider weniger, als in Česká Skalice, einige, heute nicht mehr existierende, tschechische Textilfirmen vorgestellt. Und zu guter Letzt widmet man hier eine ganze, große Abteilung
dem traditionellen Blaudruck.
Es ist echt eine sehr gelungene Präsentation! Wie Schön, dass man hier diesem Handwerk so viel Platz eingeräumt hat. Ich finde, das verdient der Blaudruck aber auch, denn er war durch die Jahrhunderte fast die einzige Möglichkeit, den fertig gewebten, hellen Stoff mit Mustern zu bedrucken. Und so kann man nach den ausgestellten Textil Druck Maschinen mal wieder die echte Handarbeit bewundern. Einen besonderen Platz haben hier auch die beiden Modelstecher Milan Bartoš und Jaroslav Plucha, hier kann man den beiden an bestimmten Tagen bei der Arbeit zuschauen. So kann auch die Arbeit eines Formstechers bis ins Detail kennen lernen. Hier steht eine ganze Werkstatt dieses, vom Aussterben leider stark bedrohten Handwerks.
Die beiden Formstecher
können hier so prima arbeiten und mit den Besuchern ins Gespräch kommen. Aber nicht nur das, es finden hier immer wieder kleine Workshops statt. Da bringen die beiden netten Herren den Besuchern den Blaudruck ein wenig näher bei. Zwischendurch kommen auch Schulklassen zu Besuch, das finde ich wunderbar. Auch ich wusste schon als Kind, dass es den Blaudruck gibt, damals war er nämlich in meiner Stadt viel mehr sichtbar. Leider habe ich nie einen Workshop zu diesem Thema gemacht. Es hat sich irgendwie nicht ergeben. Deswegen finde ich es wichtig, dass hier die jungen Menschen dieses Handwerk näher kennen lernen können. So bleibt der Blaudruck im Bewusstsein der Menschen erhalten und das ist für seine Zukunft sehr wichtig.
Zum Schuss möchte ich mich bedanken
bei der netten Mitarbeiterin des Museums für ihre kompetente Führung. Natürlich auch bei unserem Freund Milan Bartoš. Danke für diesen interessanten Nachmittag in Městské Museum ve Dvůr Králové nad Labem. Und ich danke auch für die Erlaubnis, in Museum Fotos machen zu können.