Zu Besuch in der Damast Weberei Damino, Großschönau
Die Damast Weberei Damino, ein traditionelles Betrieb in der Lausitz, wünschte ich mir schon so lange von innen genauer anschauen. Letztes Jahr im Herbst gab es eine tolle Gelegenheit dazu, mein Traum hat sich endlich erfüllt! Im Rahmen des deutsch-tschechischen Unternehmerinnen Treffs gab es eine Besichtigung mit einer sehr qualifizierten Führung. Der Geschäftsführer der Weberei, Herr Dirk Ladenberger, hat uns allen seine Weberei gezeigt und erklärt. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich endlich eine echte, große Weberei im laufenden Betrieb erlebt! Man konnte genau sehen,
wie viele verschiedene Textilmaschinen, Webmaschinen, Mitarbeiter, wie viel Strom, Wasser, Know-how und überhaupt
wie viel Aufwand
man betreiben muss, um nachher im eigenen Fabrik Shop zum Beispiel eine edle Tischdecke den Kunden zum Verkauf anbieten zu können. Und dabei haben wir eigentlich nur die größere Hälfte von der Produktion gesehen. In diesem Betrieb endet es mit den fertig gewebten Stoffballen. Die Näharbeiten werden in einer zweiten großen Damino Fabrik geleistet, gleich hinter der tschechischen Grenze. (Weil ich ja selber auch nähe, kann ich mir diesen zweiten Teil der Produktion aber eher ganz gut vorstellen).
Produktionsprozess in einer Textilfabrik
Es gibt im Web zwar einige Beschreibungen, oder auch Erklärungen zum Thema Textilfabrik, oder Weberei. Sie sind aber sehr oft zu wissenschaftlich geschrieben und so ist es oft etwas langweilig, diese Texte zu lesen. Daher möchte ich einen, hoffentlich verständlichen Text schreiben. Für die Leute, die sich für einheimische Textil Produkte, einheimische Textil Produktion und einheimische Textil Traditionen interessieren. Hier hat jeder Leser und jede Leserin die Möglichkeit, mit mir nun durch die einzelnen Produktions und Lagerhallen mitzugehen und so den Ablauf eines jeden Webprozesses kennen zulernen.
In einer Weberei, egal, wo, auf der Welt,
ob in Asien, oder Europa, beginnt der Prozess immer mit einem Faden, der auf einer großen Spule aufgewickelt ist. Die fertigen Spulen werden in verschiedenen Spinnereien (zum Beispiel aus Europa, Indien oder auch aus Peru) eingekauft. Eine Spule ist meiner Einschätzung nach, ungefähr 23 cm breit und etwa 20 cm hoch und meistens naturweiß, aber es gibt selbstverständlich auch farbige Varianten. Diese Spulen werden in rauen Mengen in einer großen Lagerhalle aufbewahrt. Sie sind auf großen Paletten bis zu der Decke hochgestapelt.
Und jetzt kommt der erste Schritt eines jeden Webprozesses:
In der ersten Produktionshalle des Betriebs werden immer wieder 50 Spulen mit der Hand auf eine lange Vorrichtung aus Metall nebeneinander und übereinander aufgesteckt. Die einzelnen Fäden müssen zu der sogenannten Schärmaschine durchgezogen werden. Diese spezielle Maschine führt die Fäden in einer hohen Geschwindigkeit zusammen. Nach einer bestimmten Zeit ist der fertige Garn mit 50 Fäden auf einer viel größeren Spule aufgewickelt. Bei dem aufwendigen Wickelprozess reißen aber manchmal einzelne Fäden. Zum Glück zeigt aber die Computersteuerung der Mitarbeiterin mit einer kleinen roten Kontrolllampe, wo genau der Faden gerissen ist. Die Schärmaschine bleibt in dem Moment automatisch stehen. Die Mitarbeiterin bindet die Fäden schnell wieder zusammen und es kann weitergehen.
Da die Webstühle bei Damino
aber mit 3.000 Fäden in der Breite arbeiten, kommt nun der nächste Arbeitsschritt in dieser Halle: Eine noch viel größere Maschine bringt die 6 mal 50 Garne zusammen. Sie wickelt sie als den sogenannten Kettfaden auf eine ganz große Spule. Diese Standard Spule, den sogenannten Kettbaum, kann man dann in die Webmaschine unten einspannen.
Die Damastweberei Damino
webt überwiegend mit reiner Baumwolle und so ist hier der nächste Arbeitsschritt ganz wichtig: Bevor man alle Garne zusammenführt, müssen sie geschlichtet werden. Dafür werden sie in einer großen Maschine durch eine flüssige Kartoffelstärke gezogen. Anschließend trocknet und glättet die gleiche Maschine diese Garne. Nur so halten sie später dem Weben stand. Ein nicht gestärkter Faden würde viel zu oft reißen und das wird hier mit der Stärke vermieden.
Im Finale,
im letzten Arbeitsabschnitt dieser Riesenmaschine, werden alle 3.000 einzelne Fäden in einen langen Kamm per Hand einsortiert. Danach werden sie, wie oben bereits erwähnt, maschinell auf den Kettbaum eingewickelt. Wie viele Meter Faden werden mit der Schärmaschine zum Garn verarbeitet? Es kommt immer darauf an, wie viel Meter Stoff man von dem einzelnen Stoffmuster weben möchte. Genau so viele Meter Garn müssen auch im ersten Schritt entstehen. Normalerweise werden 120 bis 150 m Stoffballen pro Auftrag im gleichen Muster produziert. Weiter geht es in
die Weberei,
zum zweiten Schritt der Stoffproduktion. In der großen Halle stehen 30 hochmoderne Webstühle, die alle in Betrieb sind und Faden für Faden ganz automatisch verschiedene gemusterte Damast Stoffe weben. Der Lärm dieser Maschinen ist sehr stark! Daran hat sich seit Hunderten von Jahren leider nicht viel geändert. In jeder Weberei, egal wo auf der Welt, wird es wohl für immer so laut bleiben. Eine Unterhaltung ist unmöglich, man kann seine eigene Stimme fast nicht hören. So müssen alle Mitarbeiter der Weberei durchgehend Kopfhörer tragen. Denn – ganz ohne Menschen geht es auch in diesem voll computergesteuerten, modernen Betrieb nicht. Hin und wieder reißt doch irgendwo ein Faden und dann werden die menschlichen Hände dringend gebraucht.
Das Prinzip des Webens und der Entstehung eines beliebigen Stoffes ist das rechtwinklige Durchkreuzen des horizontales Schussfadens mit dem vertikalen Kettfaden.
Die Webmaschinen der Firma Damino
sind sehr modern, denn 2010 hat es hier leider ein großes Drama abgespielt - die ganze Weberei stand meterhoch unter Wasser. Höchstwahrscheinlich konnte man damals nicht viele Maschinen retten und so arbeiten hier jetzt, im 24 Stunden Betrieb, nur hochmoderne, auf Damast spezialisierte Webstühle, importiert aus Belgien, oder Frankreich.
Der Schussfaden
(der horizontale Faden) wird heute nicht mehr mit einem Schiffchen, so wie früher, durch den Kettfaden blitzschnell gejagt, sondern es geschieht heutzutage noch viel schneller mit der modernen Luftdüsentechnik. Mit bloßem Auge kann man den Faden und den Webvorgang gar nicht einfangen! Ich möchte es gerne mal eine moderne Webmaschine in irgendeinem Film in Slowmotion sehen, es ist wirklich faszinierend! Auf ein Zentimeter Damast Stoff kommen 30 Fäden! Natürlich kann man alle Stoffe, nach Wunsch, in verschiedenen Stärken weben: Für dickeres, grobes Gewebe verbraucht ein Webstuhl 20 m Faden auf einen Gram Stoff und für feines Gewebe sogar 150 m Faden auf einen Gramm Stoff. Ganz schön viel, hier sieht man, wie dicht ein Stoff gewebt werden muss. Da kann ein Laie nur staunen! Nun sind also die Stoffe fertig gewebt und weiter geht es in die nächste Halle -
in die Veredelung.
In dieser Halle sind mir gleich mehrere sich drehende, in Plastik rund eingewickelte Stoffballen aufgefallen. Da musste ich unseren netten Begleiter gleich fragen, was es hier an sich hat. In einer modernen Weberei ist alles ganz clever bis ins Detail durchdacht. Hier werden die gewebten Stoffe stundenlang gebleicht. Wie bereits erwähnt, webt man meistens mit einem naturfarbenem Garn. Manchmal soll der fertig gewebte Stoff aber ganz weiß sein und in dem Fall muss man ihn bleichen. Um den ganzen Prozess zu optimieren, bewegt man die Stoffe in der Bleichflüssigkeit. Dadurch erreicht man die Gleichmäßigkeit der Aufhellung. Außerdem muss jetzt die benutzte Kartoffelstärke aus dem Gewebe wieder ausgewaschen werden. Die fertigen Stoffbahnen gehen hier nach der eventuellen Bleichung durch eine riesige vollautomatische Wasch- und Bügelmaschine. Dies geschieht am Ende des ganzen hochkomplizierten Webprozesses, an dessen Anfang viele Spulen mit dünnen Baumwollfäden gestanden sind.
Übrigens: In der Firma Damino werden im Jahr 1,9 Millionen Meter Gewebe produziert.
Im letzten Schritt
legt man die fertigen, getrockneten Stoffbahnen zusammen. So ist das Gewebe für die Näharbeiten perfekt vorbereitet. Dafür bringt man die fertigen Stoffe in großen Blechkisten in die zweite Damino Filiale nach Frydlant/CZ. Dort entstehen tolle Produkte (z.B. Bettwäsche, oder Tischdecken) daraus, welche das Herz einer jeden Hausfrau höher schlagen lassen. Aber nicht nur die Privathaushalte sind Kunden der Firma Damino. Die Firma beliefert mit Tisch und Bettwäsche vor allem verschiedene Hotels, oder auch Kreuzfahrtschiffe. Solche Kunden brauchen immer sehr viele Meter Stoff und so lässt sich hoffen, dass dieser tollen Firma die Aufträge niemals ausgehen.
Nach dem Besuch der Damastweberei Damino ging es gleich weiter zu der Firma Frottana. Wie praktisch, diese Weberei befindet sich in der gleichen Straße, nur ein Paar hundert Meter höher, auf einem Hügel. Die Weberei Frottana hat sich auf Frottee Stoffe spezialisiert. Dafür bedarf es spezielle Webmaschinen, die Frottee Schlingen weben können, sehr interessant! Auch darüber möchte ich in Zukunft hier gerne berichten.
Damast Stoff
Und zum Schluss noch zuerst ein Paar Worte über den hier oft benutzten Begriff Damast Stoff. Der traditionelle Damast Stoff entsteht beim Weben. Mehrere Kettfäden werden dabei untergangen und übergangen.Das Muster auf der Vorderseite und der Rückseite bildet so einen Positiv und Negativeffekt, obwohl der Stoff eigentlich einfarbig ist. Es ist eine spezielle Art von Stoffmuster, die durch eine aufwendige Webtechnik und nicht mit Bedrucken oder Weben mit verschieden farbigen Garnen entsteht. Das Thema Damast und Damastmuseum in Großschönau wäre aber sicher auch ein interessantes Thema für einen ganzen Blogbeitrag (in Planung).
Des Weiteren möchte ich mich noch an dieser Stelle bei dem Geschäftsführer der Firma, Herrn Dirk Ladenberger für die sehr interessante Führung durch sein Betrieb herzlich bedanken. Es war für mich ein tolles Erlebnis und ich wünsche seiner Firma GUTE GESCHÄFTE!
Ich freue mich sehr, dass es in Deutschland einige wenige Reste der ehemaligen großen Textilindustrie gibt!
Tun wir gemeinsam (auch mit unserem Einkaufsverhalten) alles dafür, dass uns diese wunderbaren Textilfabriken mit einheimischen Arbeitsplätzen und sehr viel Know-how auch für die Zukunft erhalten bleiben!
1. Firma Damino Lager für Garnspulen
2. Firma Damino der erste Schritt der Damast Produktion
3. Firma Damino Detail einer Spule
4. Firma Damino diese vielen Fäden
5. Firma Damino die Schärmaschine
6. Firma Damino hier ist gerade ein Faden gerissen
7. Firma Damino hier wird der Garn gestärkt
8. Firma Damino hier laufen alle Garne zusammen
9. Firma Damino ein Kettbaum entsteht
10. Firma Damino die fertigen Kettbäume
11. Firma Damino der Kettbaum in der Webmaschine
12. Firma Damino ein Damast Webstuhl bei der Arbeit
13. Firma Damino hier entsteht eine Damaststoffbahn
14. Firma Damino der fertig gewebte Damaststoff
15. Firma Damino große Spulen, diesmal mit dem fertig gewebten Stoff, werden hier gebleicht
16. Firma Damino die große Waschmaschine
17. Firma Damino hier werden die Stoffbahnen getrocknet und gebügelt
18. Firma Damino das fertige Produkt