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Die Formstecher Milan Bartoš und Jaroslav Plucha, Dvůr Králové nad Labem, Tschechien
Die Formstecher, oder auch Modelstecher sind für das Blaudruck Handwerk sehr, sehr wichtige Personen. Wenn man über den echten Blaudruck reden will, darf man deren wichtiges Handwerk nämlich nicht vergessen, denn ohne die Formstecher gäbe es keine Blaudruck Holz Formen (Modeln) und so könnten die Blaudrucker der Gegenwart nur mit modernen Sieben arbeiten. (Dann müssten sie aber Siebdrucker, oder Textildrucker und nicht Blaudrucker heißen).
Ohne die Arbeit eines Formstechers
könnte keine Blaudruckerei existieren. In der heutigen Zeit hat jeder Blaudrucker zwar eine eigene Modeln (Druckformen) Kollektion, die er in den meisten Fällen von seinem Vorgänger geerbt hat und mit der er arbeiten kann. Er braucht also in dem Sinne keine neuen Formen. Die Modeln, die der Blaudrucker besitzt, hat aber vor Jahren, Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten irgendein Formstecher kreiert. Diese geschickten Menschen haben den Blaudruckwerkstätten über Jahrhunderte quasi zugearbeitet. Ob sie sich die Muster auch manchmal selber ausgedacht haben?
Früher muss es viel mehr Leute gegeben haben, die dieses, so präzises Handwerk beherrscht haben, früher haben ja auch viel mehr Menschen mit den Händen gearbeitet, als heute.
Die Blaudrucker brauchen also selten ganz neue Formen (Modeln), sondern sie brauchen den Formstecher eher für die Reparaturen der Model, die sie besitzen. Auch eine alte Blaudruck Form kommt manchmal in die Jahre und braucht dann dringend eine Generalüberholung.
Ein Formstecher
muss eine künstlerische Begabung haben
muss die Begabung der absoluten Genauigkeit haben (wie ein Uhrmacher, oder Geigenbauer präzise arbeiten können)
muss sich mit verschiedenen Metall Materialien auskennen
muss mit dünnen und manchmal filigranen Metall Komponenten arbeiten können
muss Holzarten perfekt kennen und wissen, wie man sie optimal zusammensetzt
muss genauestens mit der Hand auch kleine Muster aus Holz schnitzen können
muss viel Geduld haben (es dauert sehr viele Stunden, bis eine einzige Form fertig ist)
Den Formstecher Beruf
würde ich, wie oben gesagt, mit dem Beruf eines Geigenbauers, oder eines Uhrmachers gleichsetzen, auch da ist die absolute Präzision das oberste Gebot. Hut ab, diesen vielseitigen Menschen gehört meine ganze Bewunderung! Da man die Formstecher ohne Verabredung nie in einer Blaudruckwerkstatt antrifft, sie arbeiten immer daheim in der eigenen Werkstatt, kannten wir über die ganzen Jahre keinen einzigen. Nur auf dem
Gutauer Färbermarkt
haben wir mal einen älteren Herrn, einen Formstecher, auf seinem Stand flüchtig wahrgenommen.
Später haben wir uns mal eine Blaudruck Ausstellung in der Tschechischen Republik angeschaut und dort haben wir die beiden letzten tschechischen Formstecher ganz zufällig getroffen und im Laufe der Zeit auch näher kennengelernt. Neue Welten haben sich für Dilians eröffnet! Erst dann ist mir klar geworden, wie wichtig gerade dieses Handwerk für alle noch existierenden Blaudrucker ist. Auch in Deutschland gibt es nur noch ganz wenige Formstecher, bei meiner Recherche im Internet habe ich nur noch zwei Personen entdeckt.
Die Milan Bartoš und Jaroslav Plucha Werkstatt in Tschechien
besucht Dilians seitdem ab und an, sie liegt fast direkt auf dem Weg zu den Blaudruckern in Mähren. Der Herr Bartoš hat sein Handwerk von seinem Großvater gelernt und seine ganze Werkstatt praktisch geerbt. (Auch hier gibt es viele Geschichten zu erzählen, vielleicht bei einer anderen Gelegenheit....) Er arbeitet gemeinsam mit seinem Kollegen Jaroslav Plucha, es entsteht so eine perfekte Arbeitsteilung. Herr Plucha kann es sehr gut mit Metall, während Herr Bartoš selber lieber mit Holz arbeitet. Herr Bartoš kann auch sehr interessant über seine Arbeit (und auch über den Blaudruck selber) erzählen. Zum Beispiel, wie so eine Holzform entsteht, wie viele verschiedene Arbeitschritte nötig sind, bis die Form fertig ist, usw.
Die klassische Blaudruck Holzform
ist cca 25 x 25 cm groß und cca 6 -7 cm hoch und wird immer aus mehreren Holzschichten zusammengestellt. Dies dient der Stabilität. Eine Blaudruck Form hält ja ganze Jahrhunderte!
Wenn ein gewünschter Blaudruck Muster nur größere Motive hat, schnitzt der Formstecher alles direkt aus Holz. Er muss immer absolut fehlerfrei arbeiten!
Am Anfang der Blaudruck Zeit in Europa konnten die Menschen noch nicht so gut Metall verarbeiten und deswegen sind die ganz alten Formen immer ausschließlich aus Holz. Viel später kam auch die zweite Möglichkeit dazu – die Metall Komponenten. Und so konnten die Formstecher schließlich auch die ganz filigranen Muster kreieren. Zum Beispiel werden die kleinen Punkte eines Musters mit kleinen Metallstiften, eingelassen im Holz, auf den Stoff gedruckt.
Die dünnen Linien eines Musters entstehen meistens mit einer dünnen Metallscheibe, die auch
in der Holzunterlage eingelassen ist. Die kleinen Flächen werden meistens aus dem Holz geschnitzt.
Die Musterseite einer Blaudruck Form (eines Models)
ist also entweder aus Holz mit Metall kombiniert,
oder ist nur aus Metall kreiert,
oder sie ist nur aus Holz geschnitzt.
Dilians träumt davon, irgendwann mal auch einen eigenen Dilians Muster bei Milan Bartoš und Jaroslav Plucha bestellen zu können. Der Anfang wurde neulich gemacht – ein kleines Blumenmotiv ist bereits im Auftrag! Danke, lieber Milan, wir schauen zuversichtlich in die Zukunft!