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Was ist Blaudruck? Blaudruck ist ein traditionelles Färbeverfahren für Naturstoffe!
In seiner Blaudruckwerkstatt verwandelt ein Blaudrucker mit der Hilfe von Blaudruckformen weiße Natur Stoffe in blaue Stoffe mit weißen Mustern. Der Blaudruck hat eine ruhmreiche Geschichte und existiert in Mitteleuropa bereits seit über 400 Jahren, hat also eine sehr lange Tradition.
Die Original Blaudruck Stoffe
unterscheiden sich im wesentlichen von den industriell bedruckten Stoffen. Sie sind nämlich nicht, wie in einer Fabrik, maschinell gefärbt und in Sekundenschnelle maschinell bedruckt. Diese zwei Schritte - Bedrucken und Färben - erfolgen hier ausschließlich PER HAND. Eine bestimmte Menge an Stoff zu bedrucken und färben kostet in diesen Werkstätten unvergleichbar viel viel mehr Zeit, Kraft und Mühe, als in einer Textilfabrik.
Es ist eben ein echtes Blaudruck - Textil Kunsthandwerk, denn der Blaudrucker hat auch heute noch einen Meisterbrief. Früher hat man in vielen Werkstätten auch eine Lehre machen können und viele Blaudruck Lehrlinge sind während der Lehre auf Wanderschaft zu anderen Blaudruckwerkstätten gegangen. Der Blaudruck wird auch
„Reservedruck“
genannt, denn Der Blaudrucker bedruckt nicht blaue Stoffbahnen mit weißen Mustern, wie man denken könnte. Er bedruckt weiße Stoffbahnen mit sogenanntem grünlichen "Papp" und wäscht diesen Papp nach dem Färben wieder aus. Der Begriff „Reserve“ bezieht sich darauf, dass das bedruckte Muster bei der Färbung reserviert, sozusagen „ausgespart“ bleibt, das heißt:
Der Papp des aufgedruckten Musters schirmt den weißen Stoff vom Färben ab.
Der Reservedruck wäre daher eigentlich die richtige Bezeichnung für den echten Blaudruck.
Unter diesem Begriff kann man sich aber nicht viel vorstellen und so wird es sozusagen als ein nützliches Hilfswort für die Erklärung des Blaudruck Handwerks benutzt.
Die Vorbereitung
Jeder Blaudrucker braucht zuerst einen weißen oder hellbeigen Naturstoff - vorwiegend aus Baumwolle, oder mal auch aus Leinen. (Stoffe mit Polyester, Polyamid oder Elasthan kann man nicht mit der Blaudruck Methode bedrucken). In der Regel hat der Blaudrucker immer einen eigenen Lieferanten, der ihn mit Stoffen beliefert. Oft bringt aber auch der Kunde selber (so, wie manchmal meine Wenigkeit) den Stoff für seine Bestellung gleich mit. Der eigene Stoff muss immer gut vor gewaschen und gebügelt sein. Bevor der Blaudrucker aber diesen Stoff bedrucken kann, muss er ihn zuerst perfekt glattbügeln. Aus diesem Grund steht irgendwo in seiner Blaudruck Werkstatt auch eine große Mangelmaschine. Den sorgfältig gebügelten, glatten Stoff breitet er dann auf seinem großen Arbeitstisch aus und streichelt ihn mit seinen Händen ganz flach.
Das Bedrucken des Stoffes mit Modeln
Jetzt kommt die Blaudruckform, das sogenannte Model (circa 25 x 25 cm groß) ins Spiel.
Die Blaudruck Form (oder das Model) ist oft alt, die Muster sind filigran und meistens aus Metall, (manchmal aber aus Holz, oder kombiniert aus Metall und Holz). Das Muster ist in eine schwere, cca 5 cm dicke Holzplatte aus mehreren Holzschichten quasi „eingearbeitet“. Dieses Model nimmt der Blaudrucker nun in die Hand und taucht die Musterseite des Models es in den oben erklärten, hellgrünen und leicht breiigen Papp. Er druckt den Papp von dem Model auf den Stoff ab.
Dann taucht er das Model wieder in den Papp und macht wieder einen Abdruck auf dem Stoff und so weiter.
Achtung, Passzeichen
Der Blaudrucker muss sehr sorgfältig arbeiten. Das Muster der Form (das Model) muss jedes Mal auf den Stoff ganz genau platziert werden. Zum Glück haben die meisten Modeln Pass Zeichen! Niemand möchte auf dem fertigen Stoff die einzelnen Muster Abdrücke erkennen können. Das fertig bedruckte Stoff sollte, wie maschinell gedruckt, einheitlich aussehen. Hier geht es um eine echte Handarbeit, man muss sich vorstellen, wie lange wohl das Bedrucken per Hand von einem einzigen Stoffstück dauert. Anschließend wird die fertig bedruckte, weiße Stoffbahn mit dem aufgedruckten, grünlichen Muster in der Werkstatt zum Trocknen aufgehängt.
Nun wird im Indigo gefärbt
Nach einer bestimmten Trockenzeit (mehrere Tage) fängt der Blaudrucker dann mit dem Färben an: Die Stoffbahn mit dem, nun getrockneten handbedruckten Muster wird nun in das bis 3 Meter
Tiefe, sogenannte Küppe getaucht, immer mehrere Male und für jeweils cca zehn Minuten.
Der blau gefärbte Stoff sieht jetzt blau und einfarbig aus. Das aufgedruckte Stoffmuster ist noch unsichtbar und wird erst nach dem letzten Indigo Bad in einer bestimmten Lauge zum Vorschein kommen. Und zwar in einer sehr verdünnten Salzsäure Lauge, da wird der grünliche "Papp", oder auch „die Reserve“ wieder ganz ausgewaschen.
Voila`! Jetzt muss der Blaudrucker nur noch im sauberen Wasser alle unerwünschten Reste sorgfältig entfernen, den fertigen Stoff wieder trocknen, ganz zum Schluss bügeln und
FERTIG ist die wunderbare handbedruckte Stoffbahn – ein Original Blaudruck Meisterstück!
Der bis heute bekannte Spruch „ein blaues Wunder erleben“, beschreibt eigentlich diese letzte Phase des Blaudruckfärbens. Der Kunde kann nun seine Bestellung abholen und bei Dilians wird dann der fertig bedruckte und mit Indigo gefärbte Stoff nochmals in der Waschmaschine gewaschen.
Die überflüssige Indigo Farbe
muss nämlich raus aus dem Stoff, schließlich will weder die Näherin in der Taschen Werkstatt, noch die Kundin später beim Berühren des Stoffes blaue Hände bekommen.